Die GEDOK Stuttgart war mir immer ein Begriff, doch so ganz genau wusste ich nicht was dahinter steckt.
Nun durfte ich einen intensiven Einblick in das Künstlerinnen Haus bekommen. Anlässlich einer Foto Ausstellung im Rahmen der Schätze des Westens habe ich die Ateliers fotografiert und somit das Leben und Schaffen der jeweiligen Künstlerinnen dokumentiert. Da ich selbst sehr beeindruckt von dem Ort, den Menschen und der dazugehörigen Geschichte war, möchte ich dies auch Euch nicht vorenthalten.
Ida Dehmel rief 1926 den Künstlerinnenverband GEDOK ins Leben mit dem Ziel, auch Frauen die Chance zu geben sich künstlerisch zu verwirklichen und ein Netzwerk aufzubauen.
Die Architektin Grit Bauer-Revellio entwarf 1953 für die GEDOK Stuttgart ein eigenes Haus mit 22 Wohnateliers, einem Ausstellungs- und Konzertsaal und einem Ballettsaal.
Mit den Jahren hat sich der Kunstbetrieb geändert, was sich auch im Haus wiederspiegelt. Die Hälfte der Künstlerinnen nutzen die Ateliers aber nach wie vor auch zum Wohnen. Das GEDOK Haus ist also wie eine große WG mit vielen tollen Künstlerinnen unterschiedlichster Sparten.
Christiane von Seebach, die erste Vorsitzende und künstlerische Leitung der GEDOK Stuttgart, hat mir ein paar Fragen dazu beantwortet.
Liebe Christiane von Seebach, erzählen Sie mir ein bisschen von der Geschichte hinter der GEDOK Stuttgart
Die Gedok Gemeinschaft wurde 1926 von Ida Dehmel als Netzwerk für Künstlerinnen aller Sparten gegründet. Das Konzept hat sich schnell ausgebreitet und inzwischen gibt es insgesamt 23 Gruppen in unterschiedlichen Städten in ganz Deutschland. Die Gedok Stuttgart hat sich 1938 gegründet und nach dem Versammlungsverbot im Jahre 1948 wieder zusammengeschlossen. Die damalige Vorsitzende Elle Hoffmann, eine sehr kulturbeflissene Frau, hat sich stark für die Künste eingesetzt und die Problematik gesehen, dass viele Künstlerinnen kein Dach über dem Kopf haben. So hat sie sich dafür stark gemacht ein eigenes Haus zu bauen, in dem die Künstlerinnen arbeiten und auch leben können.
Durch Veranstaltungen und Zuschüsse der Stadt Stuttgart sammelte sie die nötigen finanziellen Mittel, sodass 1953 das Haus gebaut und 1954 bereits bezogen werden konnte. Viele Künstlerinnen die damals hier eingezogen haben, sind auch bis zu ihrem Lebensabend hier geblieben. Die Bildhauerin Eva Zippel zum Beispiel ist als erste Künstlerin in das Haus eingezogen und hat hier gelebt und gearbeitet bis sie vor 3 Jahren gestorben ist.
Welche Art von Künstlerinnen sind in den Wohnateliers hier vertreten und wie kommt man an ein Atelier in der GEDOK?
Der größte Anteil sind bildende Künstlerinnen. Es gibt hier viele Malerinnen, aber auch Schmuckdesignerinnen, Produktdesignerinnen, Lichtkünstlerinnen, Schriftstellerinnen und Kunsthandwerkerinnen im weitesten Sinne.
Die Voraussetzung um hier ein Atelier zu bekommen ist zunächst einmal, dass man eine künstlerische Ausbildung hat und bereits Mitglied des Gedok Vereins ist. Es gibt einige Bewerber und dadurch eine Warteliste. Ob eine Künstlerin schlussendlich aufgenommen wird, darüber stimmen die Bewohnerinnen ab. In unserem Haus ist es sehr wichtig, dass es auch zwischenmenschlich passt.
Anders als in anderen Atelierhäusern gibt es in der GEDOK keine Verweildauer. Man könnte es auch als ein Mehrgenerationen Haus bezeichnen.
Neben den Wohnateliers haben wir hier auch ein Gast-Atelier, in welchem hauptsächlich Künstler-/innen aus den Partnerstädten der Stadt Stuttgart für 2-3 Monate wohnen und arbeiten. In diesem Falle müssen die Künstler allerdings nicht zwangsläufig weiblich sein, es kommen auch ab und zu männliche Künstler in dieses Austauschprogramm.
Die GEDOK bietet ein vielseitiges kulturelles Programm. Was sind das für Veranstaltungen und wer initiiert diese?
Unter den Mitgliederinnen gibt es eine Planungsgruppe in welcher Ideen zusammengetragen werden. Wir setzen uns zusammen, besprechen was uns einfällt und interessiert und gestalten gemeinsam das Jahresprogramm.
Es gibt jedes Jahr viele Bewerbungen für Ausstellungen in der GEDOK Galerie und natürlich stellen auch viele unserer Mitglieder aus.
Neben Ausstellungen finden hier auch Vorträge, Workshops und Konzerte statt. Wir sind eng mit der Musikhochschule vernetzt. Im Anbau befindet sich zudem auch ein Ballettsaal den wir als Veranstaltungsraum vermieten.
Was mögen Sie an Stuttgart?
Ich habe in Stuttgart an der Kunstakademie studiert und so haben sich viele Kontakte und Freundschaften entwickelt. Die Stadt gefällt mir gut und sie gibt mir kulturell wirklich viel. Nach dem Studium bin ich auf der Suche nach dem Atelier auf die GEDOK gestoßen und seitdem bin ich hier.
Vielen Dank, liebe Christiane von Seebach, für das Interview und auch vielen Dank an die Gedok Künstlerinnen für`s Türen öffnen.
GEDOK Stuttgart
Gemeinschaft der Künstlerinnen & Kunstfreunde e.V.
Hölderlinstraße 17
70174 Stuttgart
T 0711 29 78 12
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